Laos: Oudomxay

02Dez2015

Die Grenze nach Laos verlief völlig unproblematisch und ich war grundlos nervös. In Laos angekommen, musste ich mich von meinen zwei französischen "Grenzbegleitern" verabschieden, weil sie mit dem Bus weiterreisten, dafür lernte ich eine Belgierin kennen, mit der ich mir in Houay Xai (Grenzort) eine Unterkunft suchte und diesmal hatte ich mal nichts im Vorhinein gebucht, sondern so wie es sich fürs Backpacken gehört, vor Ort eine Unterkunft gesucht. Gleich bei der ersten Adresse wurden wir fündig und übernachteten im sogenannten Daauw Home. Es war eine Mischung aus Guesthouse und Homestay, weil hier durch eine soziale Initiative, Hmong-Frauen (bestimmte Ethnie) aus den umliegenden Dörfern eine kostenlose Wohnmöglichkeit bekommen sowie verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten. Sie wohnten dort mit ihren Kindern und kochten für uns und es hätte auch die Möglichkeit gegeben, als Volunteer dort zu arbeiten. Wir waren aber nur zur Durchreise dort. Es war ein sehr gelungener Auftakt für die Laos-Reise. Der Mekong strahlt eine angenehme Ruhe aus und ich merkte sofort, dass in Laos das Reisen anders ist. Es gibt keine Supermärkte mehr, die Einheimischen sprechen kaum Englisch und die Touristen sind viel weniger: Das alles freute mich total! In Thailand war mir das Reisen zu einfach geworden und ich kam auch kaum mit den Einheimischen in Kontakt weil überall diese Backpacker sind ;). Ich musste auch kein Thai sprechen, weil dieses Land einfach völlig auf den Tourismus eingestellt ist. Hier in Laos ist das Reisen näher an den Menschen, die hier leben. An diesem ersten Abend in Laos fühlte ich mich also so richtig im Reisen angekommen.

 

Am nächsten Tag nahm ich das Slow Boat auf dem Mekong Fluss bis Pakbeng und genoss die Aussicht vom Fluss aus. Im Gegensatz zu den meisten Touristen nahm ich dieses Boot aber nur für einen Tag (und nicht zwei Tage bis Luang Prabang), weil ich einen Abstecher in den Norden machen wollte (nach Oudomxay), bevor ich in die eher touristischen Städte weiter südlich reise. Auf dem Boot lernte ich einen Wiener kennen, der ein angenehmer Reisebegleiter für die nächsten zwei Tage wurde, weil er bis Oudomxay die gleiche Route hatte wie ich. Wiedermal war es anfangs komisch, im Dialekt zu sprechen aber man gewöhnt sich ja an alles.

 

Nach einer Nacht in Pakbeng (und leckerem indischen Essen, mhmm) ging es mit dem Bus nach Norden in das Städtchen Oudomxay. Der Bus war eng, die Straße holprig und die Fahrzeit lang, aber die Aussicht entschädigte für so einiges. Diese grünen Hügeln weit und breit und die kleinen Dörfer, die wie aus einer anderen Zeit wirken, lösen Faszination bei mir aus. Doch Faszination lösten auch wir für die Einheimischen aus (besonders bei den Kindern, die eifrig winkten), denn nach Oudomxay verschlägt es nur noch wenige Touristen.

Es fühlte sich an, als wären in der ganzen Stadt insgesamt 10 Touristen unterwegs oder so ähnlich. Ich bemerkte auch erst nach meiner Ankunft, dass am Wochenende ja auch das Tourismusbüro geschlossen hatte, die einzige Möglichkeit eine Trekking Tour, Höhlentour oder Ähnliches zu buchen. Als wir ankamen, was es Samstag. Ich wollte am nächsten Tag versuchen, mir ein Moped auszuborgen, um die umliegenden Dörfer zu erkunden (es wird hier ja wieder auf der rechten Seite gefahren) und dank eines bayrischen Pärchens wusste ich auch, wo ich danach suchen musste und stellte mich auf viel Herumfragen usw. ein. Es stellte sich am nächsten Morgen aber als unmöglich heraus, ein Moped zu bekommen. Überall wurden Motorroller verkauft, aber nicht vermietet. Auch bei dem unscheinbaren Haus, wo die Bayern ihr Motorrad auf komplizierte Weise bekamen, schien an diesem Tag nichts möglich zu sein. Ich steckte also fest (es war Sonntag) und versuchte das Beste aus dem Tag zu machen (Lesen, Konzert der Academy Singers nachhören, Tagebuch schreiben), weil in Oudomxay selber gibt es fast nichts zu Besichtigen. Doch noch am selben Tag war der Anfang eines grandiosen Abenteuers:

Völlig erwartungslos besorgte ich mir was zum Abendessen und wollte mich schon wieder auf den Heimweg machen, als mir ein unbekannter Mann nachlief. Ein Backpacker aus Spanien, der wissen wollte, was meine Pläne hier sind, weil er und sein Freund gerade ankamen und diese bekannte Höhle am nächsten Tag mit Motorrädern (auch sie mussten dazu viel herumfragen) erkunden wollten. Ich gesellte mich zu ihnen und im Endeffekt wurde es ein witziger Abend im einzigen Night Club der Stadt, wo wir als alleinige Touristen mit den jungen Einheimischen Bier tranken und mit ihnen tanzten.  Nachdem ich die Jungs also ein bisschen kennen gelernt hatte und es die einzige Möglichkeit zu sein schien, wie ich zeitnah und kostengünstig diese Höhlen besuchen konnte, beschloss ich, mich bei ihrer Motorradtour anzuschließen. 

Wir fuhren durch die wunderbare Landschaft, erhielten tolle Ausblicke und Einblicke in die Dörfer ringsum und es fühlte sich einfach großartig an, mit dem Motorrad (ich war nur Beifahrer) durch die Gegend zu kurven. Die Straße hatte es in sich, doch die zwei Spanier waren zum Glück routinierte Fahrer. 

Durch die Chom Ong Höhle (die größte des Landes) führte uns ein Guide und es war wieder etwas Kraxeln angesagt - mein Kletterherz freute sich. Die Höhle an sich war beeindruckend und es war spannend, durch komplette Dunkelheit und Stille zu wandern/klettern, nur mit der Stirnlampe ausgerüstet. Sogar bis zu einem unterirdischen Fluss konnten wir vordringen. 

Im Dorf in der Nähe lernten wir durch Zufall einen jungen Lehrer kennen, der Englisch sprach und uns zuvor den Weg zur Höhle wies. Wir trafen ihn wieder und kurzerhand wurden wir zu einem Fußballspiel im Dorf eingeladen und wir konnten bei ihm bzw. im Haus seinen Onkels übernachten (ein Homestay also). Jede Schule, die ich bisher gesehen habe, hatte einen großen Fußballplatz und Sai (der Lehrer) erklärte uns, dass sie jeden Abend Fußball spielen hier, bis es eben dunkel wird. Ich war die erste Frau, die bei einem Fußballspiel mitgespielt hat und sorgte für etwas Aufsehen glaube ich. Die Fußballer waren zum Teil richtig gut und es machte großen Spaß, dabei sein zu dürfen (trotz meiner furchtbaren Fußballerfähigkeiten). Anschließend kochte Sai für uns so etwas wie Mangoldsuppe (auf offener Feuerstelle natürlich) mit Klebreis. Dazu gab es auch Schnecken, die ich sogar probierte - war nicht schlecht aber auch nicht überragend lecker.

Danach beobachteten wir lange den wunderschönen Sternenhimmel und ich sah zum ersten Mal so richtig schöne Sternschnuppen. Drei an der Anzahl. Was für ein perfekter Tag!

Die Nacht gestaltete sich leider als ungemütlich, weil es ziemlich kalt wurde und auch der Hahn krähte in der Früh natürlich wieder oder ein Kind in der Nähe weinte lautstark. Dazu kam die morgendliche Ansage über die Lautsprecher im Dorf, das als allgemeiner Dorfwecker dient, und wo die anstehende Arbeit auf den Feldern besprochen wird oder so (ich glaub das war um sechs Uhr morgens). Nach einem kleinen Frühstück machten wir uns wieder in Richtung Oudomxay auf, weil die Motorräder zeitgerecht zurückgegeben werden mussten. An diesem 1.Dezember frierte auch ich, denn in den Höhen wird es ganz schön zapfig und erst gegen Ende des Vormittags kommt die Sonne richtig raus. Doch dieser Anblick ist jedes Frieren wert:

Nach einer wärmenden Suppe in Oudomxay musste ich mich von den liebgewonnen Spaniern leider verabschieden, weil ich nach Luang Prabang reiste und die zwei in die komplett andere Richtung unterwegs waren.

Im Nachhinein bin ich immer noch beeindruckt, wie zufällig diese Begegnung entstanden ist und welche tolle zwei Tage daraus wurden, die ich nicht im geringsten so erwartet hätte. Ich glaube das gehört jetzt schon zu meinen Highlights der Reise!