Kambodscha: Battambang

08Jan2016

Die Umstellung, wieder in ein neues Land zu reisen, war nicht so einfach:  Nachdem ich zwei Wochen mit Freunden unterwegs war und zudem leicht sentimental wurde, weil die Hälfte meiner Reise bereits vorüber ist, fühlte ich mich etwas müde vom Reisen generell. Die Reise von Krabi bis zum Grenzort Poipet (bereits in Kambodscha) war lang, wenn auch ohne größere Zwischenfälle. Poipet selber ist aber wirklich sehr uneinladend! Überall wollen dir Leute irgendein Ticket oder sonst was verkaufen, es riecht unangenehm, der Müll ist überall zu sehen und der Ort wird einzig von einer riesigen Hauptstraße durchzogen. Ich setzte all meine Hoffnungen in Battambang, das mir als liebenswerte Stadt empfohlen wurde. Am nächsten Morgen machte ich mich gleich auf den Weg dorthin. Ich sollte nicht enttäuscht werden. Das Hostel war ein Glücksgriff  (Dank Reiseführer) und ich lernte gleich Leute kennen, denen ich mich bei einer TukTuk-Tour anschließen konnte. Ich war eigentlich ziemlich erledigt von den vergangenen Tagen, aber es wurde eine sehr interessante Tour außerhalb der Stadt, in der unser Guide uns über Buddhismus berichtete und es gab auch eine der Killing Caves (Rote Khmer) zu besichtigen. 

Geschichtlicher Hintergrund: In den 70er-Jahren folterte und ermordete die radikal-kommunistische Partei der Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 zwischen 1 und 3 Millionen Menschen in Kambodscha auf grausamste Art und Weise. Sie regierten das Land, nachdem sie zuvor im Bürgerkrieg die vorige Regierung gestürzt hatten und die Hauptstadt Pnomh Penh für sich eingenommen hatten. Ihr Ziel war es, einen radikal-kommunistischen Bauernstaat zu errichten und keine Menschen übrig zu lassen, die eine gegenteilige Meinung als sie hatten (z.B. gebildete Menschen, Buddhisten usw.). Über 3 Millionen Menschen vertrieben sie aus den Städten aufs Land zur Zwangsarbeit, die für viele ebenfalls tödlich endete. In der oben erwähnten Killing-Cave wurden die Menschen mit dem Messer tödlich verletzt und dann die Höhle runtergeworfen.

Neben der Killing Cave gab es aber auch eine Bat Cave (=Fledermaushöhle). Wir warteten wie viele andere auch auf den Sonnenuntergang, um die vielen Tausend Fledermäuse rausfliegen zu sehen. Das war wirklich beeindruckend!

Am nächsten Tag war ich wieder mit den gleichen Leuten aus dem Hostel unterwegs (Naomi aus Neuseeland und Ido aus Israel) und wir fuhren mit dem Bambuszug (Touristending) und anschließend zum für mich interessanteren Wat Banan. Dieser Tempel ist sogar älter als das berühmte Angkor Wat und war um 1050 n.Chr. als Hindu-Tempel errichtet worden und später als buddhistischer Tempel mit denselben Steinen neu errichtet worden. Besonders die herbstliche Stimmung aufgrund der verfärbten Blätter machten diesen Ort sehr stimmig für mich.

Am Abend ging es dann sogar noch in den Zirkus. Das Projekt unter franz.Leitung entstand in den 80er Jahren mit einem Zeichenworkshop für traumatisierte Flüchtlingskinder an der thailändischen Grenze. Daraus entwickelte sich eine Musikschule, Tanzschule, Schauspiel- und Artistenschule und natürlich eine Zeichen/Grafik/Design-Schule mit besonderer Unterstützung für benachteiligte Familien. Die Show war nicht überladen, sondern es wurde vorwiegend eine (kambodschianische) Geschichte erzählt und das gefiel mir sehr gut.

Battambang selbst ist tatsächlich eine nette, freundliche Stadt mit interessanten Gebäuden aus der französischen Kolonialzeit. Am dritten Tag war ich völlig erledigt voll all den Unternehmungen und ich spazierte nur ein bisschen durch die Stadt und genoss die Ruhe um mich herum (abgesehen vom Straßenverkehr natürlich), weil ich mal wieder für mich war.   

Im Hostel lud die Bar jeweils zum Verweilen ein und ich lernte u.a. eine deutsche Familie kennen, die für 9 Monate zusammen mit ihren zwei Kindern (2 und 5 Jahre alt) durch Asien reisen. Ich fragte sie natürlich aus, wie das Reisen mit Kindern sei. Antwort: Sehr anstrengend und intensiv aber gleichzeitig sehr schön und die Kinder seien besonders bei den Einheimischen sehr beliebt und öffneten deren Herzen sofort.

Nach anfänglicher Müdigkeit hatte ich also nun einen guten Start in Kambodscha und Battambang mit diesem gemütlichen Hostel und netten Leuten war dafür einfach perfekt.