Da Lat

11Feb2016

Während des Tet-Festes geht wirklich alles drunter und drüber. Alles wird superteuer, viele Geschäfte haben geschlossen und viele Unterkünfte sind ausgebucht. Denn dies ist die einzige Zeit im Jahr, wo sich die Familie in Vietnam für einige Tage treffen und evtl. selber Urlaub machen kann. Das heißt, alles und jeder ist auf dem Weg und niemand will arbeiten. Natürlich ist es nicht ganz so schlimm, denn es gibt genug Leute, die sich das Feiertagsgeschäft nicht durch die Lappen gehen lassen wollen. 

Und so buchte ich einen überteuerten Nachtbus nach Da Lat, wodurch wir auch leider nicht in den Genuss des Feuerwerks kamen, das in den großen Städten veranstaltet wurde. Aber man kann nicht alles haben. Auch von den vietnamesischen Nachtbussen war ich überrascht. Jeder hat eine eigene "Schlafliege" und wenn man zuviel Handgepäck mit hat, bleibt kaum Platz für die Füße. Auch die Klimaanlage blies volle Tube auf mich herab und so konnte ich nur sehr wenig schlafen.

Ein weiteres Phänomen mit den Nachtbussen ist, dass sie immer früher ankommen, als geplant. Also gegen 5Uhr morgens (egal wie verspätet sie losfahren)! Da freut sich jeder Hotelbesitzer, wenn man so früh einchecken will! Noch dazu war es wirklich kalt bei unserer Ankunft  - Da Lat liegt im südlichen Hochland und da wird es schon frisch in der Nacht - wir hatten jedoch großes Glück mit unseren Gastgebern. Obwohl es die Nacht auf Neujahr war (das heißt, die haben sicher lange gefeiert), wurde uns geöffnet und wir konnten gleich in die Betten vom Schlafsaal hüpfen um uns aufzuwärmen und ein paar Stunden Schlaf nachholen, bevor wir in unser eigentliches Zimmer eincheckten. 

Da Lat ist ein Urlaubsort, auch für die Vietnamesen selbst. Und das schon seit langer Zeit. Alte Villen und Ferienresidenzen zieren die Stadt und ein schöner großer See nahe dem Zentrum sorgt zusammen mit den vielen Blumen für ein schönes Stadtbild. Die Geschäfte waren am Tag unserer Ankunft natürlich geschlossen, also spazierten wir um den großen See und besuchten den Flower-Park. Einen guten vietnamesischen Kaffee konnten wir aber doch ergattern. Am Abend wurden wir dann von unseren Gastgebern verköstigt und konnten dadurch lokale Feiertagskost zu uns nehmen. Interessant und lecker! 

Eigentlich ist dieser Ort auch ein Eldorado für sportlich Begeisterte, denn das Umland bietet Möglichkeiten zum Klettern, Wandern, Canyoning usw. Aber nicht, wenn Tet ist! In dieser Woche ist einfach alles anders. Dank unseres engagierten Gastgebers konnten wir zumindest eine Easy Rider- Tagestour mit ihm und seinem Bruder machen (denn die eigentlichen Easy Rider wollten nicht arbeiten). Hierzu fährt man auf dem Rücksitz eines erfahrenen Motorradfahrers durch das Hochland, sieht sich ein paar Sehenswürdigkeiten an und genießt vor allem die Landschaft.  Die Tour verlief toll und unser Host hat uns wirklich was geboten: Vor allem, auf einem richtigen Motorrad zu sitzen!

Dann wurden wir zu einem wunderschönen Kloster gebracht, mit tollen Gärten und Häusern.Weiter ging es zum Chicken-Village, wo eine ethnische Minderheit ( das K'Ho-Volk) lebt und die Frauen das Sagen haben. Sie wurden vom Staat aus den Bergen rausgeholt, weil sie die Wälder völlig abholzten, dafür wurde ihnen dieses Dorf zur Verfügungen gestellt sowie viele Sozialleistungen geboten (Kinder können gratis zur Schule usw.). Eine der Frauen zeigte uns, wie das Weben bei ihnen funktioniert.

Auf einer Pilz-Farm sahen wir (glaube ich) Mu-Err-Pilze wachsen. Danach wurden wir von den Eigentümern aufgrund von Tet zu Tee, Schnaps und allerlei Snacks eingeladen. Auch wenn das Tet-Fest einige Unannehmlichkeiten mit sich bringt, so gibt es auch schöne Seiten - wie das hier!

 

Nach einem sehenswerten Wasserfall konnten wir auf einer Kaffee-Farm den mit am teuersten Kaffee der Welt probieren: Den Wiesel-Kaffee. In dieser Mischung sind Kaffeebohnen enthalten, die zuvor von Zibetkatzen (bzw. Schleichkatzen) gegessen und wieder ausgeschieden wurden. Die Bohnen werden dann natürlich gereinigt, getrocknet und geröstet. Der Kaffee schmeckte wirklich sehr sehr gut und hatte einen sehr runden vollmundigen Geschmack! 

 

Schließlich führten uns unsere Easy Rider noch zu einem tollen Ausblickspunkt. In Momenten wie diesen wird mir immer bewusst, wie gut es mir gerade geht!

 

Da wir ansonsten in Da Lat nichts unternehmen konnten (aber die Reise dorthin sich auf jeden Fall auszahlte), kürzten wir unseren Aufenthalt dort ab und machten uns auf den langen Weg bis in die Mitte Vietnams: Hoi An.